Jeden Monat blättert der QZ-Herausgeber in den Archivjahrgängen der QZ. Dabei findet er Kurioses und Bemerkenswertes aus fünf Jahrzehnten Qualitätsmanagement. Was war damals wichtig? Was hat sich verändert? Was hat sich bewährt? Lesen Sie auch den Kommentar des Herausgebers – und kommentieren Sie selbst auf qz-online.de und schildern Sie Ihre Erfahrungen.
Persönliche Verantwortung für Produktqualität
Januar 1992
"Das verschärfte Produzentenhaftungs-Gesetz und wirtschaftliche Überlegungen zwingen zum stetigen Verbessern der Qualitätssicherung. Da die Produktqualität von allen am Herstellungsprozess beteiligten Menschen und Maschinen beeinflusst wird, müssen auch die operativen Funktionen in die Qualitätsverantwortung einbezogen werden. Daher übertrug die Alfred Teves GmbH die Verantwortung für die Qualitätsprüfung an die Fertigung. Es galt, die Abläufe so zu gestalten, dass die von der Fertigung zusätzlich übernommenen Prüfaufgaben ohne zusätzliches Personal bewältigt werden könnten. Kern des Konzepts war es, unter Zuhilfenahme von Rechnerprüfplätzen die Messaufgaben in Maschinenbediener-Abläufe zu integrieren."
A. Laber und K.P. Löser: "Werker prüfen Bremsen selbst", QZ 01/1992, S. 52
Das sagt der Herausgeber dazu
Werkerselbstprüfung als qualitätssichernde Maßnahme ist heute eine Vorgehensweise, die die Verantwortung jedes Einzelnen in den Mittelpunkt von Produktionsabläufen stellt. Eine solche Werkerselbstprüfung ist in hohem Maße geeignet, den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines jeden produzierenden Unternehmens deutlich mehr Information über die Qualitätsanforderungen an die Produkte zu vermitteln. Man erfährt, wo das entstehende Produkt eingesetzt wird, welchen Zweck es erfüllen muss. Der einzelne Werker wird damit zum Lieferanten einerseits oder auch zum Kunden andererseits. Es entstehen innerbetriebliche Lieferanten Kunden-Beziehungen, d.h. Mitarbeiter B prüft das von Mitarbeiter A erhaltene Zwischenprodukt und erkennt so rechtzeitig eventuelle Fehler oder Qualitätsdefizite. Damit werden Werteverluste mit möglicherweise unnötigen nachträglichen Reparaturmaßnahmen vermieden, 'Qualität von Anfang an' produziert.
Prof. Dr. Herbert Schnauber
Die gute alte Zeit – vor 1967
Januar 1967
"Mancher, der die Folgen der veränderten Wirtschaftssituation im eigenen Betriebe spürt, sucht Patentrezepte, mit denen er möglichst rasch nachholen möchte, was er in den ‚guten‘ Zeiten versäumt hat. Immer häufiger erhalten wir Anfragen folgender Art: ‚Wir möchten statistische Qualitätskontrolle einführen. Bitte senden Sie uns die dafür erforderlichen Unterlagen‘. Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass die Zahl der Betriebe, die wir mit unserer Propaganda, unseren Lehrgängen und unseren Arbeitsergebnissen noch nicht erreichen konnten, erschreckend groß ist. Herr Dr. Masing hat in einem Fernsehinterview auf die Anstrengungen hingewiesen, die unsere Konkurrenten im Ausland machen, um uns mit eigenen Qualitätserzeugnissen unsere Märkte abzujagen."
Wörner/Malinka: "Zum Neuen Jahr", QZ 01/1967, S. 1
Das sagt der Herausgeber dazu
Wenn zu Beginn des Jahres 1967 darauf hingewiesen wird, dass Versäumnisse im Hinblick auf die Statistische Qualitätskontrolle zu verzeichnen sind, so ist dies - wie in dem Beitrag von Wörner und Malinka zum Ausdruck kommt - aus heutiger Sicht der Qualitätssicherungsmaßnahmen einigermaßen unverständlich. Walter Masing wird deutlich, wenn er damals sagte: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht abgehängt werden". Man darf heute davon ausgehen, dass inzwischen auch die mittleren und kleineren Betriebe die Qualitätssicherung und mit ihr die Qualitätskontrolle, auch unter Anwendung statistischer Methoden, als zwingende Unterstützung des Unternehmenserfolgs anerkennen. Zweifelsohne haben uns andere Länder ganze Produkt-bereiche 'abgejagt', worauf Walter Masing damals hinwies. Andererseits dürfen wir stolz darauf sein, dass wir heute als ein Land dastehen, das dem Qualitätsgedanken hohe Aufmerksamkeit widmet, und zwar nicht nur, weil Kunden dies verlangen, sondern auch, weil man sich der Bedeutung von Qualitätsprodukten bewusst ist.
Prof. Dr. Herbert Schnauber
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