Qualitätsbezogene Kosten
Auszug aus
Was kostet Qualität? - Wirtschaftlichkeit von Qualität ermitteln
05/2010, 234 Seiten, € 31,99ISBN: 978-3-446-42440-1
S. 27-54
Die genaue Betrachtung und Definition der qualitätsbezogenen Kosten ist seit langem Gegenstand einer kontroversen Diskussion. Viele Jahre ist man davon ausgegangen, dass ein höheres Maß an Qualität nur mit höheren Kosten erreicht werden kann.
Gleichermaßen spannte sich in den Gedanken sozusagen ein aus damaliger Sicht unüberwindbares Dreieck von Qualität, Kosten und Zeit auf, bei dem eine der drei Größen immer nur zu Lasten einer anderen verbessert werden kann. Aufgrund dieser Ansicht sind vielfach Ausschuss und aufwendige Nacharbeit als gegeben hingenommen worden.
Aktuell wird die Auffassung vertreten, dass eine Verbesserung der Qualität nicht mit einer Verschlechterung von Kosten und Zeit einhergeht, sondern mit der verbesserten Qualität die Kosten sogar gesenkt und Lieferzeiten verkürzt werden können [1].
Drei Elemente der qualitätsbezogenen Kosten
Entsprechend der DIN 55350-11 sind qualitätsbezogene Kosten im Rahmen des Qualitätsmanagements entstehende Fehlerverhütungs-, Prüf- und Fehlerkosten [2]. Die qualitätsbezogenen Kosten gliedern sind in die folgenden drei Elemente:
- Fehlerverhütungskosten: „Kosten, die verursacht sind durch die Analyse und Beseitigung von Fehlerursachen“ [2].
- Prüfkosten: „Kosten, die durch planmäßige Prüfungen verursacht sind, die keinen konkreten Fehler zum Anlass haben“ [2].
- Fehlerkosten: „Kosten, die durch Fehler verursacht sind“ [2].
Fehlerverhütungskosten sind vereinfacht gesagt alle Kosten, die durch vorbeugende bzw. fehlerverhütende Aktivitäten und Maßnahmen entstehen (z. B.: Lieferantenbeurteilungen und -bewertung, Qualitätslenkung, Prüfplanung und Schulungen im Qualitätsmanagement, Audits).
Prüfkosten entstehen bei Qualitätsprüfungen (z. B. Eingangsprüfungen, Fertigungsprüfungen, Endprüfungen) und schließen alle Kosten, die in diesem Kontext entstehen mit ein (z. B.: Prüfpersonal, Prüfmittel, Messmittel, Prüfdokumentation).
Fehlerkosten entstehen dadurch, dass geforderte Qualitätsmerkmale nicht eingehalten werden. Sie unterteilen sich entsprechend des Ortes an dem der Fehler entdeckt wird in interne (Fehlerentdeckung im Unternehmen) und externe Fehlerkosten (Fehlerentdeckung beim Kunden). Die internen Fehlerkosten umfassen z. B. Ausschuss, Nacharbeit, Ausfälle und Sortierprüfungen. Die externen Fehlerkosten enthalten beispielsweise Garantie- und Gewährleistungsaufwendungen, Produkthaftungskosten aber auch Ausschuss und Nacharbeit aufgrund von Fehlern, die beim Kunden entdeckt wurden.
Vermeidbare und nicht vermeidbare Kosten
Neben der in der Norm verwendeten traditionellen Gliederung in Fehlerverhütungs-, Prüf- und Fehlerkosten gibt es abweichende Ansätze zur Aufteilung der qualitätsbezogenen Kosten. Ein alternativer Ansatz, der besonders eine verstärkte Trennung von für die Qualität vermeidbaren und nicht vermeidbaren Kosten anvisiert, splittet die qualitätsbezogenen Kosten in zwei Gruppen auf (Bild 1).
Inhaltsverzeichnis
- 1: Qualitätsbezogene Kosten
- 2: Betrachtet man die qualitätsbezogenen Kosten, können Verluste verhindert werden
[1] Kamiske, G.: Qualitätsbezogene Kosten. In: Pfeifer, T., Schmitt, R.: Handbuch Qualitätsmanagement . Hanser Verlag, München 2007.
[2] DIN: DIN 55350-11: Begriffe zum Qualitätsmanagement – Teil 11: Ergänzungen zu DIN EN ISO 9000:2005. Beuth, Berlin 2008
[3] Wildemann, H.: Kosten- und Leistungsverteilung von Qualitätssicherungssystemen. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft 62, Nr. 7, S. 762-782, 1992
[4] Tomys, A.-K.: Kostenorientiertes Qualitätsmanagement, Ein Beitrag zur Klärung der Qualitätskosten-Problematik, TU Berlin. Hanser Verlag, München 1995
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25.09.2020 Lean Thinking im Lean Project Management
Serie zum Thema Prozesse, veröffentlicht von QM-Experten deutscher Unternehmen gemeinsam mit der N5 GmbH und der Fachzeitschrift QZ