Unterschiedliche Verfahren bei der Prüfprozesseignung
Die richtige Messunsicherheit – Wann ist ein Messprozess geeignet?
Aufgrund von verschiedensten Einflüssen ist es unwahrscheinlich, dass der bei der Messung angezeigte Wert genau der richtige ist. Um den Bereich, in dem der richtige Wert liegt, zu konkretisieren, ermittelt man die erweiterte Messunsicherheit. Das Messergebnis ergibt sich dann aus dem Messwert plus/minus der erweiterten Messunsicherheit. Doch diese wird mit unterschiedlichen Verfahren ermittelt.
Wie wird die erweiterte Messunsicherheit ermittelt und ist diese für die jeweilige Messaufgabe akzeptabel oder nicht? Um diese Fragen beantworten zu können, sind in den letzten Jahrzehnten mehrere Normen, Verbands- und Firmenrichtlinien entstanden. Diese laufen unter den Begriffen wie Prüfprozesseignung, Messmittel- bzw. Lehrenfähigkeit, Messsystemanalyse, Fähigkeit von Prüfprozessen oder Ermittlung der erweiterten Messunsicherheit. Warum gibt es so viele unterschiedliche Möglichkeiten und nicht genau ein Verfahren, das diese Thematik abdeckt? Dies wird durch einen Blick in die Vergangenheit verständlich, der die Entwicklungsgeschichte der im Laufe der Zeit entstandenen Dokumente zeigt.
Entstehung der Eignungsnachweise von Mess- bzw. Prüfprozessen
Als man Mitte der 90er-Jahre SPC (Statistical Process Control) in der Produktion einführte, ging dies mit der heute selbstverständlichen Werker-Selbstprüfung einher. Der damals vorhandene Bereich „Qualität“, der für die „Qualitätskontrolle“ verantwortlich war, wurde aufgelöst. Dafür wurde den Werkern die Verantwortung für die Qualität der jeweils zu bearbeitenden Produktmerkmale übertragen.
Keine Eignungsüberprüfung der Messgeräte
Um diese Aufgaben übernehmen zu können, wurden in Maschinennähe an sogenannten SPC- oder Messplätzen Messgeräte zur Verfügung gestellt, um bei Bedarf die erforderliche Messung direkt durchführen zu können. Über das Thema, ob die jeweiligen Messgeräte überhaupt in der Lage waren, die Messaufgabe mit der ausreichenden Genauigkeit zu erfüllen, machte man sich zunächst wenig Gedanken. Schnell musste man aber feststellen, dass die in den Messwerten enthaltenen Abweichungen und die Streuung nicht nur vom Fertigungsprozess, sondern auch vom Messprozess selbst kommen. Oftmals war die Streuung infolge des Messprozesses sogar größer als die Streuung des Fertigungsprozesses.
Zeitgleiche Entstehung von Richtlinien
Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich mit dem Thema „Eignungsnachweise von Mess- bzw. Prüfprozessen“ zu beschäftigen. Dies geschah Ende der 90er-Jahre quasi zeitgleich auf mehreren Ebenen. So entstanden ISO-Normen, Verbandsrichtlinien der AIAG (Automotive Industry Action Group) bzw. des VDA (Verband der Automobilindustrie) und die verschiedensten Firmenrichtlinien. Dabei gibt es prinzipiell zwei unterschiedliche Ansätze bezüglich der Vorgehens- und Denkweise.
Inhaltsverzeichnis
- 1: Unterschiedliche Verfahren bei der Prüfprozesseignung
- 2: Richtlinien und GUM
- 3: GUM: Erste Norm zur erweiterten Messunsicherheit
- 4: Fazit: Möglichst viele Messprozesse abdecken
Edgar Dietrich
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25.09.2020 Lean Thinking im Lean Project Management
Serie zum Thema Prozesse, veröffentlicht von QM-Experten deutscher Unternehmen gemeinsam mit der N5 GmbH und der Fachzeitschrift QZ