Scrum in der Hardware-Entwicklung: So wird der Produktentstehungsprozess (PEP) agil
Dass agile Techniken nicht mehr nur in der reinen Software-Entwicklung zu Erfolgsgeschichten führen ist mittlerweile bekannt. Studien belegen, dass viele Unternehmen mit dem Management Framework Scrum arbeiten und dadurch Zufriedenheit bei den Anwendern sowie eine hohe Erfolgsquote für ihre Projekte erreichen. Dabei stellt sich die Frage: Mithilfe welcher Methodik können Unternehmen ihren Produktentstehungsprozess (PEP) mit agilen Techniken anreichern, um langfristig agile Prozesse und ein agiles Mindset zu verbreiten? Der folgende Ansatz beschreibt, wie es gehen kann.
10 Erfolgsfaktoren für agile Projekte
Basierend auf den Kerninhalten von Scrum (siehe Abbildung 1) und der Studie von KOMUS sind zehn allgemeingültige Erfolgsfaktoren (siehe Tabelle 1) für Entwicklungsprojekte definiert worden (KOMUS, 2016).
Die Definitionen dieser Erfolgsfaktoren konnten in einem Expertenworkshop mit Teilnehmern aus der Fahrzeug- und Produktentwicklung entwickelt werden.
Die Methodik kombiniert also die Komponenten „Erfolgsfaktoren von Projekten“ sowie „agile Techniken von Scrum“ und muss nun mit der Bewertung der „Einflüsse agiler Techniken auf Erfolgsfaktoren“ erweitert werden. In einer Matrix werden die Komponenten im Kontext zueinander dargestellt.
Die Matrix dient als computerbasiertes Werkzeug und wurde mit einem Tabellenkalkulationsprogramm erstellt (siehe Abbildung 2). In der Matrix sind die Erfolgsfaktoren in den Zeilen und die agilen Techniken in den Spalten der Tabelle aufgeführt. In den Schnittstellen von Zeilen und Spalten befinden sich dementsprechend die Expertenbewertungen der Einflüsse. Der in der Matrix gezeigte Ist-Zustand wird nur beispielhaft aufgeführt.
Die Bewertung des Einflusses von agilen Techniken auf die Erfolgsfaktoren von Projekten konnte durch Expertenbefragungen bestimmt werden. Hier beurteilten die Experten, die sich durch ihre Ausbildung als Scrum Master oder Agile Coach qualifizierten, auf einer Likert-Skala von 0 bis 4, ob und wie hoch der positive Einfluss einer einzelnen agilen Technik auf einen Erfolgsfaktor ist.
Ein „Retrospective Meeting“ hat beispielsweise einen sehr positiven Einfluss auf den Erfolgsfaktor „Wertschöpfende Feedback-Kultur“. Anhand dieser Bewertungen kann also erkannt werden, welche der 28 agilen Techniken von Scrum den größten Einfluss auf den Projekterfolg haben und später welche der zehn Erfolgsfaktoren Scrum am stärksten verfolgt.
Inhaltsverzeichnis
- 1: Scrum in der Hardware-Entwicklung: So wird der Produktentstehungsprozess (PEP) agil
- 2: Darum muss Produktentwicklung agil werden
- 3: Bestandteile der Methodik
- 4: 7 agile Leitfragen: Ist ein agiles Modell möglich?
- 5: 10 Erfolgsfaktoren für agile Projekte
- 6: Ablauf der Methodik: Anwendung, Auswertung, Integration
- 7: Ergebnisse der Methodik
- 8: Fallbeispiel: Modellentstehungsprozess bei der Daimler AG
- 9: Fazit: Teile von Scrum einzusetzen ist möglich
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Prof. Dr. Thomas Münster
thomas.muenster@th-koeln.de
Serie zum Thema Prozesse, veröffentlicht von QM-Experten deutscher Unternehmen gemeinsam mit der N5 GmbH und der Fachzeitschrift QZ