Qualität in der Pflege – es gibt noch viel zu tun!
Anfang Oktober startete ein neues Verfahren zur Qualitätssicherung und -darstellung für Pflegeheime, im kommenden Jahr sollen die ambulanten Dienste folgen. Auch die DGQ hat „Gesundheit und Pflege“ als eines ihrer Fokusthemen definiert. Unter anderem wird sie dazu im Frühjahr 2020 einen Fachausschuss Pflege gründen, der den Vorstand der DGQ bei diesem Zukunftsthema beraten soll.
Umbruch und Widersprüche
Mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff sollte u.a. die rechtliche und finanzielle Gleichbehandlung körperlicher und psychischer Defizite erreicht werden. Tatsächlich hat die Erweiterung des Leistungsbereichs vor allem in der Langzeitpflege zu einer starken Zunahme der Berechtigten für Leistungen aus der Pflegeversicherung geführt. Jetzt erhalten mehr demenziell erkrankte Menschen Leistungen durch die Pflegekassen.
Außerdem sollte mit den Gesetzen der Blickwinkel auf Pflegebedürftigkeit verändert werden, indem der Begriff der Kompetenz bei der Bemessung der Pflegebedürftigkeit dem des Mangels vorgezogen wurde. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Es ist bei einer Umbenennung geblieben, und der Systemumbruch fiel aus.
Kundenanforderung
Pflege muss im Interesse der Kunden vor allem Folgendes erfüllen: die Sicherung und die Förderung der Lebensqualität. Um dies zu erreichen, müssten die Kunden in die Gestaltung der Vorgaben für die Qualitätssicherung einbezogen werden. Tatsächlich geschieht das aber nur sehr unzureichend.
Pflege- und Lebensqualität können durch die Verringerung von Defiziten bei den Kunden erreicht werden. In der Langzeitpflege zeigt sich jedoch, dass durch das bestehende Leistungsmodell in der Pflegeversicherung Pflegeabhängigkeit unterstützt wird.
Iteration und Projektlösungen
Pflege steckt in einem Mehrfach-Dilemma: Die Zunahme der alternden und von dauerhaftem Ressourcenverlust beeinträchtigten Menschen frisst die viel schwächere Zunahme an Menschen, die in der Pflege arbeiten, auf. Es ergibt sich eine Schere, die ohne Systemwandel zwangsläufig die Qualitätsdiskussion verschärft.
Zudem entstehen durch das Mantra der Kostenbegrenzung und die auf Vermeidung von gesundheitlichen Risiken eingeschränkte Sichtweise große Risiken: Dem prognostizierten Pflege-Mehrbedarf aufgrund des demografischen Wandels folgt mit dem jetzigen System langfristig entweder eine Kostenexplosion oder ein dramatischer Leistungsverfall. Von dem Kundenwunsch nach dem Erhalt der Lebensqualität kann man sich dann verabschieden.
Hinzu kommen kleinteilige Qualitätsprüfungen, ausgeprägte Wirtschaftsinteressen von Investoren in einem teilweise privatisierten und gleichzeitig hoch regulierten Markt, die rechtlich verankerte Vormacht der Medizin, eine niedrige Organisationsrate in einem ausgesprochenen Frauenberuf, eine fachlich unbegründete Sektorengrenze und viele weitere Widersprüche.
Die Politik bemüht sich und verspricht Lösungen. Gegen Pflegenotstand und die Anhebung des Pflegebeitrags haben all die Maßnahmen jedoch nicht geholfen. Ob sie mehr Qualität für die Pflege bringen, ist zweifelhaft.
Lösungen, die mehr Lebensqualität bringen, die soziale Teilhabe, Gesundheit, Sicherheit und Kundenzufriedenheit steigern, könnten hingegen auch aus Bereichen kommen, in denen die DGQ aus ihrer Geschichte heraus etwas beizutragen hat, nämlich der Verknüpfung von Technik und Dienstleistung. In diesem Feld liegt zweifellos ein großes Potenzial.
DGQ
Holger Dudel
DGQ-Fachreferent Pflege
holger.dudel@dgq.de
T 069 95424-425

DGQ Deutsche Gesellschaft für Qualität
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E-Mail: info <AT> dgq.de
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